Freiem und verrücktem Denken gehört die Zukunft

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Unser gewohntes braves lineares Denken stößt schon länger an Grenzen, da es mit den heutigen exponentiellen Entwicklungen nicht mitkommt. Wir suchen simple, schlüssige und nachvollziehbare Antworten, die es in unseren heutigen hochkomplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realitäten kaum mehr gibt. Deswegen ist es dringend an der Zeit, dass wir wieder lernen, frei, experimentell und verrückt zu denken. Nur so können wir als Unternehmen, Gesellschaft und Individuen wieder die Gestalter unserer eigenen Zukunft werden.

Wir starten unser Leben als hochkreative Kinder. Wir haben viel Quatsch im Kopf, geben uns den ganzen Tag unserem kreativen Chaos hin. Schwenken wie Künstler zwischen Sinn und Unsinn, haben keine Angst vor der Bewertung unserer Handlungen und Aussagen. Wir inspirieren.

Wir werden zum linearen Denken konditioniert

Dann folgt die Schule, der erste Knick. Wir haben einen Stundenplan, schön simpel strukturiert, wann wir was lernen. Von 09:00 bis 10:00 Mathematik, Cut, dann Deutsch, usw. In den Prüfungen wird ständig nach der einen richtigen Antwort gefragt. Diese eine Antwort ist für alle die gleiche. Wenn wir den Bildungsweg verlassen, sind unsere Köpfe mit uniformen Inhalten gefüllt. Und dazu wird uns durch tausendfache Wiederholung eingetrichtert, dass es zu jedem Problem die eine schlüssige Antwort gibt. Alles easy.

Vor lauter geistiger Einengung und Konditionierung, erlauben sich einige nach dem Bildungsweg eine letzte kurze Zeit des Aufbruchs. Es wird um die Welt gereist, es wird sich ein letztes mal nochmal frei gemacht von der Engstirnigkeit. Aber spätestens nach dieser kurzen Zeit des Aufbruchs folgt der nächste und richtig große Knick: die Arbeitswelt. Denn sie ist richtig seriös und professionell. Es wird nicht nur geistige Uniformität verlangt, sondern auch äußerliche. Wir legen uns eine formale Arbeitsgarderobe an und unser Lebenslauf soll bitteschön möglichst zielgerichtet, ohne Lücken und Brüche aufgebaut sein. Und jeder weiß, Kompetenz vermittelt man nur, indem man ganz einfache und auf den ersten Blick schlüssige Antworten präsentiert. Neues und unkonventionelles Denken ist der Killer für die Karriereleiter. Denn im Unternehmen ist man von tausend Prozessen umgeben. Die geben vor, wie die Dinge zu laufen haben. Und wenn man selber was bewegen möchte, muss man ebenso prozessual denken. Jede Aktion muss in sich schlüssig sein. Durchgesetzt wird nur, was anhand eines nachvollziehbaren Kosten-Nutzen-Kalküls begründet werden kann. Effizienz Baby!!

Was provoziert uns da Olivier wiedermal mit seinen wilden übertriebenen Thesen!? Business und Arbeit sind kein Zirkus, sondern gehören seriös durchdacht und ausgeführt.

Mag sein, dass ich übertreibe, aber Übertreiben ist zum einen der neue Realismus, dazu gleich später mehr. Und zum anderen brauchen unsere Wirtschaft und auch unsere Gesellschaft natürlich Seriosität, aber sie brauchen ganz dringend mehr als nur diese mit Seriosität assoziierte sachliche und schlüssige Denke.

Dieses Denken stößt schon lange an seine Grenzen

Die lineare Welt mit Fließbandarbeit, geographischen Grenzen und überschaubaren technologischen Möglichkeiten und Wettbewerbern, das war einmal. Wir sind heute exponentiellen Entwicklungen konfrontiert. Die Welt, die Branchen und alle Akteure vernetzen sich immer mehr. Die Digitalisierung bringt rasant wachsende und kaum greifbare technologische Möglichkeiten hervor und wälzt eine Branche nach der anderen um. Die Politik wird mit hochkomplexen globalen Problemen, wie die Migrationsströme und dem Klimawandel konfrontiert.

Leute! Unser braves lineares Denken stößt schon seit langem an Grenzen! Die Politik ist lahmgelegt, weil sie keine einfachen Antworten auf die komplexen Probleme findet. Das einzige, was da noch funktioniert, ist die emotionsgetriebene Propaganda der AfD oder eines Trumps. Etablierte Unternehmen werden von neuen Playern überrannt, weil sie lediglich versuchen ihr Geschäftsmodell mit noch mehr effizienzorientierter Denke zu retten. Und die, die erkannt haben, dass das nichts bringt, suchen sich das Heil in irgendwelchen neuen gehypten Innovationsmethoden. Wollen die mich verarschen!? Weil sie merken, dass ihre Prozessdenke für die Zukunft nicht mehr reicht soll es nun ein Innovationsprozess richten. Merken sie denn nicht das Problem? Mir ist schon klar, dass so eine Methode als einfache Lösung zu einem Problem in der alten Denke höchste Attraktivität genießt. Aber egal, welche Methode man anwendet oder welchen Prozess man etabliert: wenn der Input scheiße ist, ist auch der Output scheiße. Vielmehr als ein neues Toolset, benötigen wir ein neues Mindset.

Ein verrücktes Denken für eine verrückte Wirklichkeit

Wir müssen lernen, wieder frei, exponentiell und geil zu denken. Wir müssen anfangen uns zu erlauben, in seriösen Umfeldern mutige überzogene Thesen aufzustellen. Wir müssen wieder lernen, in unseren Gedanken frei zu agieren und zu experimentieren. Wenn wir was äußern und unser Chef sagt “Du spinnst!”, dann sollten wir das als Lob wahrnehmen, denn womöglich liegen wir genau richtig. Oder vielleicht denken wir immer noch zu brav und erst wenn er uns entlässt, sind wir genau richtig. Denn nur dieses verrückte Denken kann mit der Verrücktheit unserer Wirklichkeit mithalten.

Jetzt aber nochmals ganz langsam, ich möchte schließlich wirklich jeden noch so linear Denkenden abholen. Ich versuche nochmals einen Anlauf ganz schlüssig zu begründen, warum wir ein neues Denken benötigen: Der eine Aspekt ist die zunehmende Automatisierung. Maschinen, Roboter und Algorithmen übernehmen immer mehr die Aufgaben der Menschen. Und insbesondere das schlüssige Denken können sie viel besser als wir, auch wenn wir unser ganzes Leben zu dieser Denke konditioniert wurden. Denn schlüssiges Denken beruht auf Erfahrungswerte und Erfahrungswerte sind Daten. Wenn es darum geht bestehendes Wissen anhand von Daten zu verarbeiten, dann sind wir schon heute und erst recht in Zukunft chancenlos. Was uns mit dem Aufkommen der zunehmenden Automatisierung als Denkaufgabe bleibt, ist die Kreativität, das unkonventionelle Denken und das Kreieren von neuen Ideen, weil die bestehenden Lösungsansätze nichts taugen. Unsere Aufgabe ist es, Neues zu denken.

Viel wichtiger ist mir aber der zweite Aspekt. Wir werden von einer rasenden und wilden Realität dominiert, weil unser Denken damit überfordert ist. Aus Überforderung bleibt uns nur die Reaktion und dadurch lassen wir den kontinuierlichen Wandel wie ein Naturgesetz einfach geschehen. Nur wenn es uns gelingt, mindestens genauso crazy zu denken, wie es die Realität mit ihren technologischen Möglichkeiten und ihrer irren Vernetzung vorgibt, können wir wieder Gestalter unserer eigenen Zukunft werden. Das auf allen Ebenen: als Unternehmen, als Gesellschaft und ebenso als Individuum.

Wer kühn genug denkt, gestaltet die Zukunft

Aktuell regieren einzelne völlig wilde Köpfe die Welt. Menschen, die in einer Montessori Schule ihr kindliches Denken nie verlernt haben. Menschen, die so überzogene Visionen haben, dass wenn sie sich mit ihren Imperien nicht als Unternehmergrößen glaubwürdig gemacht hätten, kein Schwein ernstnehmen würde. Ich spreche von den Marc Zuckerbergs, Jeff Bezos und Larry Pages dieser Welt. Im Vordergrund beschwichtigen sie uns mit ihren Online-Plattformen. Sie bieten uns dadurch die tollsten Möglichkeiten, unserer linearen Denke zu frönen, indem wir unsere Online Marketing Funnels gegeneinander ausspielen. Und während wir das tun, basteln sie im Hintergrund mit ihren verrückten Visionen und dem eingenommenen Kapital an der neuen Welt. Nicht die technologischen Möglichkeiten setzen heute die Grenzen, sondern unser Denken. Und diejenigen, die kühn genug sind, verrückt zu denken, sind diejenigen, die die Zukunft bestimmen.

Und wann fangen wir an, wieder verrückt zu denken!? Ich habe Bock, das mit Euch zu tun. Ihr seid auf jeden Fall alle herzlich dazu eingeladen!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Andreas K Giermaier

    Stimme dir in den meisten Punkten zu 100 %zu. Solange wir versuchen, mit aus der linearen Denkart entstandene Lösungen auf komplexe Probleme zu lösen MÜSSEN wir zwangsläufig scheitern. Persönlich habe ich versucht, die kreativere Art bei komplexen Problemen zu erklären. https://lernenderzukunft.com/einfach-gluecklich-unkompliziert-niels-pflaeging/

    Doch all dies wäre kein Geheimnis, bloß scheint es nicht so sehr im Interesse mancher Entscheider zu sein, uns eine divergente Art des Denkens zu ermöglichen.
    Weil wir uns Mut wissen vollstopfen.
    Doch zumeist ist Wissen heute nicht mehr Macht, sondern nur Potential zur Macht.

    Was wir lernen sollten, ist Ambiguitätstoleranz.
    Angst lähmt und das kann uns mittelfristig wirtschaftlich den Kopf kosten.

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